Wenn man von toxischen Beziehungen spricht, denken viele dabei oft an Beziehung zwischen sogenannten Narzissten und Empathen. Das liegt daran, dass Menschen mit empathischen und narzisstischen Zügen nicht unterschiedlicher sein könnten.

Doch warum sind diese Beziehungen so häufig zum Scheitern verurteilt? Wir haben bei Psychologin Caroline Erb nachgefragt.

Was ist ein Narzisst?

Narzissten oder Menschen mit narzisstischen Charakterzügen, neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten oftmals zu überschätzen. „Sie haben ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung, wollen anderen imponieren und sehnen sich nach Bewunderung“, erklärt Caroline Erb. Sie stellen oft sich selbst und ihr eigenes Wohlbefinden in den Mittelpunkt. Menschen mit narzisstischen Eigenschaften können sich nur schwer in andere hineinversetzen und emotionale Wärme verspüren. Narzissten gelten häufig als selbstverliebt. Oft wird dadurch allerdings der geringe Selbstwert versteckt. Das kann vor allem auf Erlebnisse und Erfahrungen aus der Kindheit zurückzuführen sein, so Erb. Womöglich habe sie sich in einer Phase ihres Lebens ungeliebt oder wertlos gefühlt. Das kann später dazu führen, dass sie ständig nach Anerkennung und Selbstbestätigung suchen. Gleichzeitig kann ein Narzisst auch sehr charmant sein und sich von einer ganz anderen Seite zeigen. Einer der Grunde, warum viele sehr empathische Menschen eine Beziehung mit einem Narzissten eingehen.

  • Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeit rücken sich selbst in den Mittelpunkt.
  • Sie haben ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung.
  • Nähe fällt ihnen oftmals schwer.

Wichtig ist es hier allerdings zwischen dem „umgangssprachlichen Narzissten“ und dem, dem eine Persönlichkeitsstörung zu Grunde liegt, zu unterscheiden. „Denn es gibt auch die ganz strenge psychiatrische Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung“, wie die Psychologin anmerkt.

Was ist ein Empath?

Im Gegensatz zum Narzissten haben empathische Menschen sehr wohl die Fähigkeit, auf andere einzugehen und das eigene Wohlbefinden hinten anzustellen. Sie werden in Beziehungen mit narzisstischen Menschen oft als Opfer dargestellt. Eigentlich zeichnen sich Empathen allerdings durch ihre Charakterstärke und Belastbarkeit aus. Die beiden Persönlichkeiten sind also das genau Gegenteil voneinander. Bei empathische Menschen „geht es um Werte wie Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Ein Grundstein für diese Fähigkeit ist auch die richtige Selbstwahrnehmung. Das ist eine wirklich wichtige Fähigkeit, wenn es um das soziale Miteinander geht.“, so Caroline Erb. Etwas, das beim Narzisstin weniger ausgeprägt ist. „Wenn Empathen und Narzissten in Beziehung treten möchten, ist das natürlich schwierig, weil sie sich diametral gegenüberstehen.“ – also absolute Gegensätze sind.

Empathische Menschen haben es in Beziehungen leichter

„Der, der empathisches Verhalten an den Tag legt, wird es auf lange Sicht in Beziehungen wahrscheinlich leichter haben, weil er sich auf den anderen einlassen kann, Nähe gut aushält und auch bereit ist zu geben.“, so Caroline Erb. Bei Narzissten steht stattdessen das Ich im Vordergrund. Wie der Partner fühlt oder es dem anderen in der Beziehung geht, ist nebensächlich, weiß die Psychologin. Dieses Ungleichgewicht kann zu einer toxischen Beziehung führen.

Deshalb sind Beziehungen zwischen Empathen und Narzissten schwierig

„In einer harmonischen Beziehung sollte sich alles ein bisschen die Waagschale halten. Wenn einer den anderen immer bewundert und aufbaut und der andere nur halb geduldet wird, dann gibt es eine große Schieflage.“, warnt Caroline Erb. Dieses Ungleichgewicht ist häufig der Fall, wenn ein sehr empathischer Mensch, auf jemanden mit narzisstischen Eigenschaften trifft. „Einer, der sehr empathisch ist, wird auch für den Narzissten Verständnis haben. Es gibt viele Menschen die glauben, genau da helfen zu können. Das kann aber auch in eine Sackgasse zu führen. Partner sind nicht dazu da, einander zu verändern.“

Narzissten und Empahten sind komplett gegensätzlich

Die Beziehung zwischen Narzissten (im umgangssprachlichen Sinn) und Empathen gestaltet sich also vor allem deshalb schwierig, weil diese beiden Persönlichkeiten sehr konträr sind. Eine schlechte Voraussetzung für eine langanhaltende Beziehung, denn wie bereits aus der Forschung bekannt ist, sind es vor allem ähnliche Werte oder gemeinsame Hobbies, die Paare verbinden. Besonders entscheidend sind Persönlichkeitseigenschaften. „Hier kommt es auf die stimmige Balance an.“, betont Erbe. Dinge, die in Beziehungen zwischen narzistischen und empathischen Menschen, nicht zutreffen.

Checkliste: Daran erkennst du, dass dir deine Beziehung nicht gut tut

Es gibt viele Anzeichen dafür, dass etwas in deiner Beziehung nicht stimmt. Diese treffen nicht nur auf Beziehung zwischen Narzissten und Empathen zu, sondern können in jeder Beziehung vorkommen. Bei Partnerschaften zwischen Menschen, die narzisstische und empathische Persönlichkeitsmerkmale stärker aufweisen, kann dies allerdings häufiger zutreffen.

  • Dein Partner stellt sich selbst ständig in den Mittelpunkt. Seine Bedürfnisse zählen mehr als die aller anderen.
  • Du bist trauriger, als sonst. Dir geht es nicht gut.
  • Dem scheint es eigentlich egal zu sein, wie es dir geht.
  • Du beginnst, deine Freunde zu vernachlässigen.
  • Du verschließt dich vor deinen Mitmenschen und sprichst nicht offen darüber, wie es dir geht.
  • Das Negative überwiegt.

Darüber zu reden, wie es einem geht, ist ein wichtiger Schritt, um die Beziehung zu verbessern oder – wenn es für einen selbst das Beste ist – einen Schlussstrich zu ziehen. Rede auch mit anderen über die Probleme in deiner Partnerschaft. Ein Perspektivenwechsel kann helfen, einen klaren Blick auf die Beziehung zu bekommen. Wichtig ist es vor allem „Regie für sein eigenes Leben zu übernehmen“, so Erb. Nur so kann man wieder Oberhand gewinnen und daran arbeiten, wieder glücklich zu werden – ob mit oder ohne Partner.

So kann eine Beziehung mit einem Narzissten klappen

Ob eine Beziehung zwischen narzisstischen und empathischen Persönlichkeiten tatsächlich funktionieren kann, weiß auch Caroline Erb nicht. Es sei vom Grad des Narzissmus abhängig, so die Psychologin. Wer eine Beziehung mit einem Partner führt, der zum Narzissmus neigt, sollte jedenfalls ganz offen darüber sprechen, was dessen Verhalten mit einem macht und wie man sich in der Beziehung fühlt. Im besten Fall erkennt der narzisstische Partner sein eigenes Fehlverhalten, versucht etwas an sich zu ändern oder holt sich womöglich sogar professionelle Hilfe. Ist der Partner allerdings nicht bereit sich zu ändern und überwiegt die Tatsache, dass man emotional nicht kompatible ist, wird es schwer sein, eine glückliche Beziehung zu führen. „Alles ist möglich und es ist nie für etwas zu spät. Zwingen kann man natürlich niemanden.“, merkt Erb an.