Der Brief an Richter Persky, geschrieben von Brock Turners Mutter Charleen, lässt einen am ganzen Leib erschauern. Brock Turner, der am Campus von Stanford eine Studentin zwischen Mülltonnen vergewaltigt hat und zu 6 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt wurde (es wird allerdings spekuliert, dass Brock wegen guter Führung nur drei Monate tatsächlich absitzen muss), wird darin als netter, liebenswürdiger Kerl beschrieben, der einfach nur gerne so wäre, wie all die anderen coolen College-Jungs.

Und auch, wenn es das ist, was man von einer Mutter  irgendwie erwartet – nämlich dass sie ihren Sohn öffentlich in Schutz nimmt – ist es abartig. Nicht deshalb, weil Charleen Turner ihren Sohn von seiner besten Seite präsentieren will und ihn, entgegen der ganzen Entmenschlichung durch die Medien, wieder menschlich erscheinen lassen will: sondern weil sie auf den ganzen vier Seiten über das Lächeln ihres Sohnes, seine Leidenschaft fürs Schwimmen und seine romantischen Gesten für seine Freundin Lydia redet – aber mit keinem einzigen Wort das Opfer erwähnt, das hinter Mülltonnen von Brock Turner mutmaßlich vergewaltigt wurde.

„Ich glaube, ich konnte seitdem nicht mehr tief einatmen“, schreibt sie, „mein erster Gedanke an jenem Morgen war „Das kann nicht wahr sein, warum er? Warum? WARUM? WARUM?“. Und weiter: „Er ist die vertrauenswürdigste Person, die ich kenne. Er sagte die Wahrheit. … Ich bitte Sie um Gnade, Euer Ehren. Mein Sohn hat noch nie Schwierigkeiten bekommen. Ich flehe Sie an, wenn sie ihn nach Tier III verurteilen, werden alle glauben, er sei ein Kinderschänder. Sehen Sie ihn sich an, er würde das Gefängnis nicht überleben. Er wäre für immer geschädigt. Kein Stanford-Abschluss, kein Schwimmen fürs Olympische Team, kein Medizinstudium…“

Wer in den USA als Tier III registriert wird, gilt als Sexualstraftäter und muss sich in einem bestimmten Zeitraum immer wieder registrieren lassen. Charleen schreibt weiters darüber, dass ihr Sohn und ihre Familie für ihren Erfolg hart gearbeitet haben, dass sie eine ganz normale Familie aus dem Mittelstand seien, mit „midwestern values“, also westlichen Werten.

Und während die Mutter sich Sorgen darüber macht, dass ihr Sohn vermutlich keine Eliteuni-Abschluss bekommt, kommen weitere Details der Tat ans Tageslicht: so soll Brock Turner das bewusstlose Opfer sogar noch fotografiert und das Bild an seine Kollegen geschickt haben. Ein Screenshot von Brocks Telefon zeigt, dass einer seiner Kollegen, Justin Buck, „WHOS TIT IS THAT“ (dt. „Wessen Titten sind das“) geantwortet hat. Außerdem soll Brock Drogen konsumiert haben, wie Fotoaufnahmen beweisen sollen.

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Ein von Gloria🇳🇬🇨🇦🇬🇧 (@obinrindudu) gepostetes Foto am

In Internet gehen die Wogen hoch: Sechs Monate Freiheitsentzug sei zu wenig, schließlich werde man in Amerika für Drogenkonsum mit weit höheren Strafen belegt. Auch die Tatsache, dass Brock ein weißer Mittelschicht-Typ ist, spielt bei den Diskussionen eine große Rolle.