Kennt ihr das? Ihr wacht in der Früh auf und schaut auf das Handy – und das genau eine Minute bevor der gefürchtete Wecker klingelt. Gerade bei wichtigen Terminen kommt dieses Phänomen nur allzu gerne vor. Doch warum ist das so?

Tatsächlich gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür.

Aus dem Grund wachen wir kurz vor dem Wecker auf

Konntet ihr schon mal folgendes Phänomen beobachten? Der Wecker in der Früh ist gestellt – schließlich darf man den Flieger oder das wichtige Meeting am nächsten Morgen unter gar keinen Umständen verpassen. Doch noch bevor der Alarm erklingt, sind die Augen offen. Wie kann das sein? Tatsächlich gibt es einen wissenschaftlichen Grund für dieses Phänomen.

Das Ganze hat etwas mit unserem Schlaf-wach-Rhythmus zu tun. Schon seit Anbeginn der Zeit hilft dieser dem Menschen beim Überleben. Während der Dunkelheit, wenn unser Sehvermögen nachlässt und die Umgebung quasi gefährlicher wird, ziehen wir uns an einen sicheren Ort zurück. Früher waren das Höhlen, heute ist das für gewöhnlich ein gemütliches Bett. Die Zeit ohne Licht nutzt unser Körper dann für regenerative Prozesse – anders gesagt: wir schlafen. Und damit das auch reibungslos klappt, entwickelte der Mensch mehrere „innere Uhren“, die im Gleichklang mit dem äußeren Hell-dunkel-Rhythmus ticken.

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Jedes Organ hat eine eigene Uhr

Diese „inneren Uhren“ spielen also eine wichtige Rolle, wenn es um das Einschlafen und Aufwachen geht. So hat, vereinfacht gesagt, jedes Organ eine eigene Uhr. Die Bauchspeicheldrüse, zum Beispiel, passt ihre Insulin-Produktion an die Tageszeit an. Die Uhren im Fettgewebe regulieren die Speicherung und den Abbau von Fetten.

Die „Hauptuhr“ sitzt allerdings im Gehirn: der Nucleus suprachiasmaticus. Dieser ist für den rhythmischen Verlauf der Körperfunktionen verantwortlich und steht auch in enger Absprache mit den anderen „inneren Uhren“, welche es im Körper gibt. Wenn wir nun von selbst aufwachen, bevor der Wecker klingelt, verdanken wir das dem Gleichklang all unserer körpereigenen Uhren.

Kortisol bereitet uns auf das Aufstehen vor

Eine besondere Rolle spielen dabei das Hormon Melatonin und der Botenstoff Kortisol. Während am Abend das Hormon Melatonin im Körper immer mehr zunimmt, um uns schläfrig zu machen und die Nachtruhe vorzubereiten, wird ab etwa der Hälfte des Schlafes, die Produktion von Kortisol in die Höhe gefahren.

Das Stresshormon setzt nicht nur Energiereserven frei, es aktiviert auch den Stoffwechsel und erhöht den Blutzuckerspiegel sowie den Eiweißumsatz – es bereitet uns somit auf das Aufstehen vor. Und manchmal bereitet es uns eben so gut vor, dass wir vor unserem äußeren Signal – dem Wecker – schon wach werden. Das belegen sogar wissenschaftliche Studien.

„Innere Uhr“ wird auch unbewusst gesteuert

Studien des Neurowissenschaftlers Jan Born vom Universitätsklinikum Tübingen haben gezeigt, dass die Kortisolausschüttung in der Stunde vor dem Aufwachen schnell ansteigt. In dem Schlafexperiment teilte man den teilnehmenden Personen mit, dass sie am kommenden Morgen um Punkt sechs Uhr geweckt werden würden.

Und tatsächlich: In dieser Nacht stieg der Kortisolspiegel pünktlich eine Stunde vor der Zeit des Weckers sprunghaft an. Waren die Versuchspersonen jedoch nicht darauf vorbereitet, blieb der Hormonschub aus. Was das bedeutet? Kortisol wird also nicht nur von der inneren Uhr gesteuert, sondern auch unbewusst: Zum Beispiel, wenn wir wissen, „Morgen muss ich um halb sechs raus“. Durchaus praktisch, falls mal der Wecker versagt!