Jetzt droht Netflix wegen der Serie „Das Damengambit“ wohl mächtig Ärger. Obwohl die Hauptrollen allesamt fiktiv sind, wird eine frühere sowjetische Großmeisterin namentlich erwähnt. Diese forderte Schadensersatz! Und ein US-Gericht ließ jetzt die Klage zu.

Sie bezeichnet die Darstellung als „sexistisch und erniedrigend“

„Das Damengambit“: Schachspielerin verklagt Netflix

„Das Damengambit“ ist eine der erfolgreichsten Netflix-Produktionen überhaupt. Der Streamingdienst könnte aber noch richtig Ärger für den Serienhit bekommen. Der Grund: Eine Schachspielerin hatte Netflix wegen der Mini-Serie verklagt. Ein Gericht in Los Angeles ließ die Klage jetzt tatsächlich zu.

Nona Gaprindashvili, die in den 1960er Jahren als Schachspielerin in der Sowjetunion berühmt wurde, verklagte Netflix im September letzten Jahres vor einem Bundesgericht. Die Schachspielerin fordert wegen ihrer Darstellung in der Serie Schadensersatz. Und das nicht gerade wenig: Sie verlangt satte fünf Millionen Dollar (umgerechnet 4,24 Millionen Euro). Dabei geht es Gaprindaschwili vor allem um den Umgang der Serie mit ihrer Person.

Behauptungen in der Serie seien „erwiesenermaßen falsch“

Die Schachgroßmeisterin beanstandete eine Passage in der Serie, in der eine Figur behauptet, Gaprindashvili habe „nie gegen Männer gespielt“. Laut Klageschrift sei diese Behauptung aber „erwiesenermaßen falsch“.

Gaprindashvili argumentierte, dass die Zeile „grob sexistisch und herabsetzend“ sei, da sie bis 1968, dem Jahr, in dem die Serie spielt, tatsächlich gegen 59 männliche Konkurrenten angetreten sei. Zu allem Überfluss sei Gaprindaschwili im „Damengambit“ als Russin statt als Georgierin beschrieben worden.

Meinungsfreiheit befreit nicht von Haftung

Die Anwältinnen und Anwälte von Netflix hatten die Klage zunächst mit der Begründung abweisen wollen, dass die Serie ein fiktionales Werk sei – und daher durch die Meinungsfreiheit geschützt. Allerdings ohne Erfolg. Die zuständige Richterin befand, dass dieser Umstand Netflix nicht von der Haftung befreie.

Die im Jahr 1941 geborene Gaprindaschwili hatte mit 13 Jahren mit dem Schachspielen angefangen. Bereits mit 20 gewann sie die Schachweltmeisterschaft der Damen. Diesen Titel konnte sie viermal verteidigen – wurde dann aber im Jahr 1978 von der damals 17-jährigen Georgierin Maia Tschiburdanidse besiegt. Im selben Jahr erklärte der Internationale Schachverband Gaprindaschwili als erste Frau zur Großmeisterin. 

Nona Gaprindashvili (links) im Jahr 1965 beim International Chess Congress in London. / Bild: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images