Bergamo in der norditalienischen Lombardei ist bislang das europäische Epizentrum der Coronavirus–Pandemie. Bürgermeister Gori erzählte im Interview mit dem deutschen Magazin „SPIEGEL“ vom Drama in den Krankenhäusern – und alarmiert Deutschland.

Das Gesundheits- und Spitalswesen in der Lombardei, der reichsten Region Italiens, ist im internationalen Vergleich sehr gut. Besonders gut ausgestattet ist das „Ospedale Papa Giovanni XXIII“. Die hochmoderne Klinik kommt dieser Tage aber kaum noch hinterher, die zahllosen Covid-19-Patienten aus Bergamo und Umgebung zu versorgen. Es fehlen Schutzmasken, Beatmungsgeräte, Ärzte und Pfleger. Die italienische Armee hat nun über 20 Militärärzte zur Unterstützung in das Krankenhaus geschickt.

Immer mehr Bürger melden sich mit Husten- und Fiebersymptomen

In vier Tagen hat sich die Zahl der Infizierten in Bergamo auf zuletzt über 4.000 verdoppelt, die Coronavirus-Todesfälle haben sich verdreifacht. Immer mehr Bürger melden sich mit Husten- und Fiebersymptomen. Nun warnt Bürgermeister Giorgio Gori eindringlich im Interview mit dem Deutschen Magazin „SPIEGEL“, dass Bergamo am Abgrund stehe und der Krise nicht mehr lange standhalten könne.

„Es ist erschütternd, was Freunde, die dort fast wie im Schützengraben arbeiten, erzählen. Leider haben sich schon viele angesteckt und sind jetzt krank zu Hause. Hinzu kommt: Es fehlen Schutzmasken, Schutzbrillen – und vor allem suchen wir verzweifelt Beatmungsgeräte. Zum Glück bekommen wir jetzt auch aus anderen Ländern Unterstützung. Aber leider gibt es viele alte Menschen, denen wir nicht helfen können und die nicht ins Krankenhaus gebracht werden können.“

Coronavirus-Krise: Europa darf nicht Italien werden

Gori schickt nun eindringliche Appelle Richtung Europa, von den Entwicklungen in Italien zu lernen: „Am Anfang haben wir noch gedacht, dass einige Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln genügen könnten. Nach ein paar Tagen haben wir verstanden: Das reicht nicht. Das Wichtigste ist, dass wir jetzt hart bleiben und sich alle Bürger an die Regeln halten. Ich finde, wir sollten sogar noch strenger werden. Leider ist Italien jetzt ein Modell für andere Länder.“

„Sorgt also dafür, dass sich die Leute nicht mehr treffen, sondern auf Abstand gehen. Nutzt die Zeit gut, die ihr noch zur Verfügung habt!“