Während Politik, Medien und Gesellschaft nahezu ausschließlich mit der Corona-Krise beschäftigt sind, geht die Abholzung der Wälder in Amazonien weiter. Sie ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Das besagen die Zahlen des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe).

Abholzung in Amazonien um mehr als die Hälfte gestiegen

Machen wir eine Zeitreise zurück in den Sommer 2019. Damals gab es noch kein neuartiges Coronavirus SARS-CoV-2, wir konnten uns frei bewegen und brauchten im Supermarkt keine Atemschutzmasken. Zu dieser Zeit beherrschte nicht etwa ein Virus oder gar eine Pandemie die mediale Berichterstattung, sondern die Waldbrände im Amazonas-Gebiet. Alleine im August verbrannten dort binnen fünf Tagen 471.000 Hektar Wald, Weiden und Felder. Brasiliens Präsident Bolsonaro rückte im Zuge der verheerenden Brände immer mehr ins Zentrum internationaler Kritik. Er hätte nicht genug getan, um die Brände einzudämmen. Zudem seien unter anderem Brandrodungen an dem Ausmaß der Feuer Schuld gewesen. Umweltschützer warfen Bolsonaro vor, die Brände in Kauf zu nehmen, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Mit dem Ende des Sommers wurde es jedoch still um die Geschehnisse in Brasilien.

Die Regenzeit hatte die Brände zwar gelöscht, doch der Sommer hatte seine Spuren hinterlassen: In Brasilien sind im Vegetationsjahr 2018/2019 an die 10.000 Quadratkilometer Wald vernichtet worden. Das entspricht in etwa der Größe einer Insel wie Kreta. Die Zahlen wurden vom brasilianischen Institut für Weltraumforschung (Inpe) vorgelegt. Das Inpe wertet Satellitenbilder aus, um Abholzung und Brandrodungen zu erfassen. Mit einer schnellen Erhebung untersucht es die Veränderungen des Waldes in Echtzeit. Nun gibt es erneut Daten des Instituts. Und sie zeigen, dass die Abholzung der Wälder in den ersten drei Monaten 2020 um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist.

Corona-Krise führt zu weniger Kontrollen

Laut den Zahlen sind im Jänner, Februar und März dieses Jahres 796,08 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt worden. Das ist der höchste Wert, den das Inpe seit der Einführung des Systems zur schnellen Erhebung 2016 festgestellt hat. 2019 hat man für diesen Zeitraum 525,63 Quadratkilometer gemessen. Umweltschützer und Wissenschafter gehen davon aus, dass die Kontrollen der Behörden während der Corona-Krise nachgelassen haben. Außerdem kommen Maßnahmen der sozialen Distanzierung nicht unbedingt in den abgelegenen Gebieten an. Mit Holzfällern und anderen Menschen erreichte das Coronavirus jedoch auch Indigene in geschützten Reservaten.