In Großbritannien wurde kürzlich ein Chirurg aus dem Register der praktizierenden Ärzte gestrichen. Der Grund: er hat bei Lebertransplantationen die neuen Organe der Patienten „signiert“.

Auch eine Geldstrafe musste der Arzt zahlen.

Chirurg hinterlässt vier Zentimeter lange Signatur auf Organen

Der Chirurg Simon Bramhall wollte sich wohl unbedingt auf die ein oder andere Art in seiner Arbeit verewigen. Denn als er 2013 zwei Mal lebensrettende Lebertransplantationen durchführte, wollte er sichergehen, dass man auch in Zukunft weiß, dass er für die Transplantationen verantwortlich war. Seine Lösung: er „signierte“ das jeweilige Spendeorgan mit seinen Initialen.

Dafür verwendete er einen sogenannten „Argon Beam“, ein Strahlgerät, das bei Operationen unter anderem zur Blutstillung in der Leber verwendet wird, oder, um einen zu bearbeitenden Bereich zu markieren. Bramhall nutzte das Gerät aber dafür, „SB“ auf die Leber zu schreiben. Und zwar nicht klein, sondern etwa vier Zentimeter groß.

Chirurg suspendiert

Markierungen, die die Patienten nie wieder loswerden. Entdeckt wurde eine der Signaturen von einem anderen Chirurgen, als eine der beiden transplantierten Lebern nach einer Woche versagte.

Das „Autogramm“ war dafür zwar nicht verantwortlich, ist aber dennoch eine sehr seltsame und skurrile Methodik und vor allem eines: ein Eingriff in den Körper der Patienten, dem sie nicht zugestimmt haben. Seine Aktion kostete ihm deshalb auch schnell den Job. Denn bereits 2013 wurde der Chirurg suspendiert. Während der gerichtlichen Ermittlungen 2014 trat er schließlich sogar von seinem Posten als Facharzt zurück.

Die Tat sei „aus einem gewissen Maß an beruflicher Arroganz entstanden“, betonte das medizinische Gericht schließlich im Jahr 2017. Es verurteilte ihn deshalb in beiden Fällen wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 13.619 US-Dollar und zu gemeinnütziger Arbeit.

Patienten erlitten erheblichen „emotionalen Schaden“

Vier Jahre später – also im Juni 2021 – wurde seine Suspendierung übrigens wieder aufgehoben – jedoch nicht lange. Denn der Fall ging an den Obersten Gerichtshof sowie das medizinische Gericht MPTS. Dieses entschied jetzt, dass Bramhall durchaus aus dem Register für praktizierende Ärzte gestrichen werden soll.

Denn obwohl die Signatur in beiden Fällen keinen „dauerhaften körperlichen Schaden“ für die beiden Patienten hatte, gab es durchaus einen „erheblichen emotionalen Schaden“ für die Patienten, heißt es laut BBC.

Chirurg entpuppt sich als Autor

Wer jetzt denkt, „ok ziemlich krass, aber absurder kann es ja nicht werden“, der täuscht sich. Denn abgesehen davon, dass Bramhall mit dieser Aktion seine Position als Chirurg auf skurrile Weise ausnutzte, dienten diese fragwürdigen Praktiken wohl auch als Inspirationsquelle.

Denn wie „Insider“ berichtet, hat Bramhall gemeinsam mit seinem Autoren-Partner Fionn Murphy offenbar medizinische Thriller selbst veröffentlicht, in denen es um eben solche skurrilen Fälle geht. Unter dem Motto „Alles, was es braucht, ist ein Sekundenbruchteil. Ein Moment des Wahnsinns – und nichts wird mehr so sein wie zuvor“ veröffentlichten die beiden unter anderem das Buch „The Letterman“.

Darin geht es darum, dass ein Chirurg bei einer lebensrettenden Transplantation die Spenderleber mit seinen Initialen versehen hat. In der dazugehörigen Buchbeschreibung heißt es etwa: „Der daraufhin entstehende Konflikt wird in der medizinischen Welt, in den globalen Medien und schließlich vor Gericht ausgetragen, wo die Gerechtigkeit selbst auf dem Prüfstand steht. Welchen Preis hat der Sieg? Wer gewinnt, wenn alle verlieren?“ Eine Frage, die sich Bramhall vermutlich auch im echten Leben gestellt hat.