Ausgetauschte Verwandte, Freunde oder Tiere. Das Capgras-Sydnrom ist eine seltene psychologische Erkrankung. Betroffene glauben, dass Doppelgänger vertraute Menschen ersetzt haben.

Betroffene leiden unter dem Wahn, sie seien von Doppelgängern umringt.

Die Angst vor Doppelgängern

Sabine M. fällt irgendwann auf, dass sich ihr Partner komisch verhält. Er redet anders, sein Blick ist anders, seine Bewegungen fallen viel mechanischer aus. Und auch der Nachbar wirft ihr in letzter Zeit so seltsame Blicke zu. Seine Frau hat sie zum letzten Mal vor Monaten gesehen. Was ist da los? Sabines logische Schlussfolgerung: Ihr Mann und der Nachbar sind nicht mehr sie selbst. Sie wurden durch Doppelgänger ersetzt. Die Originale sind entführt worden. Und nur sie erkennt die Gefahr.

Leute wie Sabine M. leiden unter dem Capgras-Syndrom. Sie sind davon überzeugt, dass eine oder mehrere ihnen nahestehende Personen durch Doppelgänger ersetzt worden sind. An diesem Glauben halten sie auch noch nach offensichtlichen Gegenbeweisen fest. Der französische Neurologe und Psychiater Joseph Capgras beschrieb das skurrile Syndrom 1923 zum ersten Mal. Ärzte berichten oftmals auch von einem allgemeinen Fremdheitsgefühl der Patienten. Alles um sie herum sehe unnatürlich und gemalt aus. Gesichter erscheinen ihnen maskenhaft oder wachsähnlich. In manchen Fällen gehe die Wahnvorstellung sogar so weit, dass sie sich selbst nicht mehr für echt halten.

Frauen sind vom Capgras-Syndrom doppelt so häufig betroffen wie Männer

Diese Wahnvorstellung wird den schizophrenen Erkrankungen zugeordnet. Sie tritt aber auch bei Demenzkranken und in seltenen Fällen bei Epileptikern oder Menschen mit Hirnschäden auf. Begleitende Symptome sind Schlaflosigkeit, innere Unruhe, akustische Halluzinationen und das Gefühl fremdgesteuert zu sein. Frauen sind davon doppelt so häufig betroffen wie Männer. Wissenschaftler vermuten, dass bei Erkrankten die Verbindung zwischen zwei Hirnarealen unterbrochen ist. Der Bereich für die Gesichtserkennung und das Emotionszentrum arbeiten nicht mehr zusammen. Visuelle Information werden zwar in der Hirnrinde verarbeitet. Von dort gelangen sie aber nicht mehr zum limbischen System der Amygdala, jenes Zentrum, das für unsere Emotionen zuständig ist.

Aufgrund ihrer Seltenheit ist diese Krankheit allerdings noch wenig erforscht. Das Syndrom scheint aber vor allem im Zusammenhang mit dem Sehsinn aufzutreten. So gibt es Studien, die darüber berichten, dass die Wahrnehmung von Erkrankten während eines Telefonats mit Angehörigen normal sei. Eine Madrider Studie von Lucia Gallego will aber genau das Gegenteil beobachtet haben. Forscher beschäftigen sich weiter mit dem Syndrom, um noch mehr Wissen über die Krankheit zu erlangen.