In den gut zwei Jahrzehnten, in denen die Rockband Queen existierte, schuf sie einen Welthit nach dem anderen. Acht Jahre hat es gedauert, bis das Leben der Band endlich auf der Leinwand erschienen ist und das Warten hat sich ausgezahlt. Warum der Film meiner Meinung nach einfach großartig ist und ich keine Träne zurückhalten konnte, erfahrt ihr hier:

Darum geht’s in Bohemian Rhapsody

Spoilern wird hier etwas schwer werden, wurde doch die Geschichte der legendären Rockband Queen auf die Leinwand gebracht. Bohemian Rhapsody beginnt, wie viele Biographien, mit einem Moment des Triumphs. Queen wird bei ihrem Auftritt beim Live Aid Konzert im Jahre 1985 gezeigt. Die rund 20-minütige Show der Band gilt als ihre absolute Sternstunde und als eine der besten Live-Shows überhaupt. Danach blickt der Film zurück und zeigt chronologisch die wichtigsten Episoden des Aufstiegs der Rockgruppe. Die schlimmen Jahre, als Mercury an HIV erkrankt war, werden allerdings ausgelassen. Stattdessen kommt es mit dem Live-Aid-Konzert zu einem versöhnlichen Abschluss. In Wirklichkeit war der Musiker wie ein Besessener, der bis zu seinen letzten Atemzügen und schwer krank noch an neuen Songs arbeitete.

1970 feierte die Londoner Rockband „Smile“ erste kleine Erfolge, doch der Sänger stieg aus, um Größeres zu erreichen und hier beginnt die Geschichte von Queen. Farrokh Bulsara (Rami Malek), der sich zu diesem Zeitpunkt schon Freddie mit Vornamen nannte, springt als Sänger ein und als der Bassist John Deacon (Joseph Mazzello) dazustößt, ist die Band komplett. 1973 erscheint ihr erstes Album, der ganze große Durchbruch gelingt ihnen aber erst 1975 mit der Single „Bohemian Rhapsody“ auf dem Album „A Night At The Opera“ – beide landen auf Platz Eins der britischen Charts. Von da an geht es steil bergauf und Freddy Mercury driftet immer mehr ab. Er konsumiert Drogen und Alkohol in Massen und lebt seine Sexualität in vollen Zügen aus.

Is this the real life? Is this just fantasy?

Bohemian Rhapsody ist allerdings eine sehr brave und teilweise veränderte Nacherzählung des exzessiven Lebens von Freddy Mercury. Wie so oft, wird die Realität hier und da etwas frisiert, um das Geschehen dramaturgisch spannender zu gestalten. Das betrifft nicht nur den Beginn von Queen, denn eigentlich war Mercury zuerst Roadie der Band „Smile“, auch die Jahreszahlen werden teilweise zurechtgerückt. Wann der Sänger tatsächlich innerhalb der Band bekannt gegeben hat, an HIV erkrankt zu sein, ist nicht genau zu klären. Es gibt dazu widersprüchliche Aussagen – wahrscheinlich aber erst 1987, was mit der Storys des Films nicht übereinstimmt.

Da es sehr schwer ist, eine komplette Lebensgeschichte in nur zwei Stunden zu erzählen, wird die Handlung dementsprechend vorangetrieben. Schlag auf Schlag passiert ein bewegendes Ereignis nach dem anderen. Gerade noch hat Freddy die Melodie für seinen nächsten Welthit im Kopf, schon macht er seiner Freundin Mary Austin (Lucy Boynton) einen Heiratsantrag und kurz darauf strömt der Rest der Band in die Wohnung der beiden, um eine unglaubliche Nachricht zu verkünden. Stattdessen lässt der Film den Sound der Band für sich sprechen und verzichtet auf tiefere Einblicke in das Leben der Bandmitglieder. Auch Freddys Privatleben und seine Exzesse werden in abgeschwächter und familienfreundlicher Weise dargestellt. Das finde ich persönlich aber überhaupt nicht schlimm, denn gerade durch die Musik ist es ein Film geworden, der einen zutiefst berührt und kein Auge trocken lässt. Besonders heikle Themen, wie Mercurys Homosexualität und auch seine HIV-Erkrankung werden gefühlvoll angesprochen und die Tragweite stimmig bewusst gemacht.

Rami Malek ist der perfekte Freddy Mercury

Für jeden Schauspieler ist es eine große Herausforderung eine Musik-Ikone zu spielen, doch Rami Malek, der den meisten bisher aus „Mr. Robert“ bekannt ist, kann schon nach kurzer Zeit überzeugen. Die zerbrechliche, feinfühlige Seele von Freddy Mercury setzt er genauso gut in Szene wie seine selbstzerstörerische Seite. Es sind aber nicht nur die Leistungen des Hauptdarstellers, die dafür verantwortlich sind, dass der Film wirklich gelungen ist. Auch der Rest der Band verblüfft mit einer grandiosen Authentizität. Und auch Lucy Boynton ist als Freddys Freundin eine echte Bereicherung im Film, denn in jeder gemeinsamen Szene schließt man sie direkt ins Herz und kann vor allem ihren Schmerz nachempfinden. Alles in Allem stimmt einfach jedes Detail. Regisseur Bryan Singer muss das original Videomaterial der Queen-Auftritte stundenlang durchgearbeitet haben – die Kostüme, das Make-up und auch die Requisiten sind einfach on point.

Mein Fazit

Auch wenn Kleinigkeiten wahrheitsgemäß etwas zurechtgerückt wurden, zeigt der Film sehr gut den unglaublichen Aufstieg einer Band, die mit ihren Songs die Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann gezogen hat. Die tiefen Abgründe, in die Freddy Mercury gefallen ist, sind ersichtlich, auch wenn seine Exzesse nur angedeutet werden – doch das wahre Genie, das in ihm steckte, verkörpert Malek einfach großartig. Die Streitigkeiten innerhalb der Band können wirklich gut nachempfunden werden, sowie die schweren Zeiten, die Freddys große Liebe Mary Austin durchleben musste. Bryan Singer hat es geschafft, mit „Bohemian Rhapsody“ nicht nur eine Biografie, sondern eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Musik zu erzählen.