Egal ob Olivia Rodrigo, Nina Dobrev oder Lizzo: Sie alle tun es – Facesculpting, also das Gesicht mittels Massage modellieren. Wozu? Nun ja, das Gesicht muss jetzt kantig sein, zumindest wenn wir auf TikTok, Instagram und Co schauen. Der neue Star in der Runde … Trommelwirbel … ist … das Kinn! „Möglichst spitz“ lautet da die Devise.

Wir haben auch eine Expertin zu dem Thema befragt.

Problemzone Jawline?

Wenn man aktuell die Social-Media-Kanäle durchforstet, könnte man meinen, das Kinn sei der neue Busen, denn unser Unterkiefer wird zunehmend in den Fokus gerückt. Genau genommen ist es die Kinn- bzw. Kieferlinie, englisch Jawline, die vor allem in der Gen Z plötzlich als „Problemzone“ wahrgenommen wird. Denn sie soll vor allem eines sein: möglichst markant und scharf.

Was erst einmal verdammt nach Disney-Bösewicht klingt, ist nun also das neue Schönheitsideal für Frauen, aber auch Männer. Schließlich betont eine markante Kinnlinie den Hals, und den gilt es, in Szene zu setzen. Und im Grunde wollen wir das ja alle, oder? Äääh, jo … fest steht jedenfalls: Auch in der Schönheits­medizin boomt dieser Trend.

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Das bestätigt uns auch die Wiener Dermatologin Kerstin Ortlechner. Immer häufiger kommen Patienten mit dem Wunsch nach einer definierteren Jawline zu ihr. „Nach Lippe und Tränenrinne ist das Jawline-Contouring mittlerweile eine der beliebtesten Behandlungen in unserer Praxis geworden; die Nachfrage ist definitiv gestiegen“, so die Expertin. Während manche auf Hyaluron­unterspritzungen oder die Fett-weg-Spritze (ja, die gibt es tatsächlich!) beim Beauty-Doc setzen, legen andere selbst Hand an: Mit diversen Facesculpting-Methoden kneten, massieren, modellieren wir unser Gesicht jetzt einfach selbst in die „richtige“ Form.

Facesculpting mit Gua-Sha, Jaderoller und Co

Sculpting ist der englische Begriff für Bildhauerei. Und darum geht es auch im übertragenen Sinne – einzig mit der Besonderheit, dass unser Arbeitsmaterial das eigene Gesicht ist und die Werkzeuge unsere Finger – oder fancy Tools – sind. Das Ziel von Facesculpting ist es, die Vorzüge unseres Gesichts durch bestimmte Massagetechniken hervorzuheben, während andere, ungeliebte Eigenschaften wie Falten oder ein fahler Teint weggeknetet werden sollen. Wer aktiv auf Instagram und TikTok unterwegs ist, dem dürfte da schon ein besonderer Stein ins Auge gesprungen sein: Gua-Sha-Steine und Jaderoller sind derzeit besonders beliebt bei den Influencern und Stars.

Der Trend rund um den coolen Stein kommt ursprünglich aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Auch wenn die Gadgets – vorzugsweise aus Rosenquarz, Bergkristall oder Jade – megafancy aussehen, liegt die eigentliche Wirkung nicht unbedingt an dem Stein selbst, sondern an der damit verbundenen Massage. Sie hilft nicht nur gegen ein geschwollenes Gesicht am Morgen, sondern soll laut TikTok-Community auch das Gesicht liften und die Kinnpartie straffen. Aber geht das überhaupt?

Das sagt die Expertin zum Trend

Was den Liftingeffekt betrifft – auf den ja viele Internetuser schwören – muss Dermatologin Kerstin Ortlechner zunächst einmal enttäuschen: Dauerhaft liften bzw. straffen kann keine Massage und kein Stein der Welt. Aber: Eine Wirkung gibt es dennoch. „Massagen mit Gua-Sha-Steinen, Jaderollern usw. fördern tatsächlich die Durchblutung, und überall, wo die Haut gut durchblutet ist, wird das Gewebe mit viel mehr Sauerstoff versorgt. Dadurch erscheint das Gewebe viel straffer, rosiger und konturierter“, sagt Dr. Ortlechner.

Die Eigenbehandlungen bringen aber auch gesundheitliche Vorteile: „Lymphödeme im Gesichts­bereich werden aufgrund der erhöhten Blutzirkulation besser abtransportiert. Das hat einen Sofort-Effekt zur Folge, wodurch man nach dem Treatment auch gleich frischer aussieht“, erklärt die Dermatologin. Fazit: Wir können also sculpten, was das Zeug hält und tun uns dabei sogar noch was Gutes.

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