In Florida kam es jetzt zu einem außergewöhnlichen Gerichtsfall. Denn eine Frau verklagte ihren ehemaligen Arzt. Der Grund: Er habe sie gegen ihren Willen mit seinem eigenen Sperma befruchtet.

Jetzt erhielt die Frau Schadenersatz in Millionenhöhe.

Arzt befruchtet Frau mit eigenem Sperma

1977 hat die Amerikanerin Cheryl einen großen Wunsch: Ein Baby. Doch ihr Ehemann hatte sich einer Vasektomie unterzogen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Den Kinderwunsch will das Paar jedoch nicht so einfach aufgeben und beschließt, eine künstliche Befruchtung durchführen zu lassen.

Sie konsultieren deshalb Dr. Coates, der in den 1970er Jahren als Arzt für Geburtshilfe und Gynäkologie arbeitet. Er versichert ihnen, dass der Traum vom Baby möglich sei. Doch das Paar hat ganz spezielle Vorstellungen: Das Baby sollte auch Ähnlichkeiten mit dem Vater haben. Deshalb wünschen sich die beiden einen Spender, der dem Vater ähnlich sieht und gewisse Eigenschaften haben soll. Dr. Coates erklärt ihnen, dass es einen freiwilligen Spender gibt, der auf diese Beschreibung passen würde: Ein Medizinstudent.

Doch was die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: Dr. Coates belügt seine Patienten und schwängert die Frau nicht mit der Spende des Medizinstudenten, sondern mit seinem eigenen Sperma. Eine Lüge, die lange Zeit unbemerkt bleibt.

Mehr als 5 Millionen Dollar Schadenersatz

Zumindest bis die daraus entstandene Tochter erwachsen wird und sich danach sehnt, mehr über ihren biologischen Vater zu erfahren. Sie macht 2018 einen DNA-Test, der das Geheimnis schließlich aufdeckt – und die Familie zutiefst schockiert.

Cheryl beschließt deshalb, Klage gegen den Gynäkologen einzureichen. Der Vorwurf: Medizinische Fahrlässigkeit, Betrug, Körperverletzung und andere Vergehen. Nach langjährigem Hin und Her gibt es für Cheryl jetzt einen großen Erfolg. Denn das amerikanische Gericht gibt der Frau schließlich recht. Cheryl bekommt 250.000 Dollar Schadensersatz und fünf Millionen Dollar Strafschadensersatz von Dr. Coates.

Zweite Klage gegen Arzt

Die Entscheidung soll auch ein starkes Zeichen setzen, betont Cheryls Anwältin. „Die Geschworenen haben mit ihrem Strafschadensersatz-Urteil eine Botschaft an alle Ärzte gesendet, die darüber nachdenken, ihre Patienten anzulügen oder ihr eigenes Sperma zur Befruchtung ihrer Patienten zu verwenden“, sagt sie. „Ein solches Verhalten wird ernsthafte Konsequenzen haben.“ Gegenüber NBC betont die Anwältin weiter: „Mit diesem Urteil hoffen wir, dass andere Patienten davor bewahrt werden, von ihren Ärzten in einigen ihrer verletzlichsten Momente betrogen zu werden“

Für Dr. Coates ist es damit aber noch nicht erledigt. Denn er muss sich demnächst einem weiteren Verfahren stellen. Denn eine zweite Frau klagt an, dass er sie gegen ihren Willen mit seinem Sperma befruchtet hat. Coates, der mittlerweile bereits in Pension ist, verlor vergangenen Monat aufgrund der Anschuldigungen übrigens seine medizinische Zulassung.