Nach dem tödlichen Schussunfall am Filmset von „Rust“ schildert Alec Baldwin in einem emotionalen Interview, wie er den dramatischen Moment erlebt hat. Er bricht mehrmals in Tränen aus und fragt sich, ob er seine Karriere noch fortsetzten soll.

Auch der Moderator beschreibt das Gespräch als „intensivstes“ Interview in seiner 20-jährigen Karriere.

Alec Baldwin gibt erstes TV-Interview

Knapp eine Stunde dauert das Gespräch zwischen Schauspieler Alec Baldwin und ABC News Moderator George Stephanopoulos. Die beiden sprechen über den 21. Oktober 2021. Das ist der Tag, an dem sich das Leben von Alec Baldwin und vielen anderen Menschen für immer verändert hat. Denn an diesem Tag dreht die Filmcrew des Low-Budget-Westerns „Rust“ eine Szene mit einer Waffe. Doch etwas geht schief und eine echte Patrone trifft Kamerafrau Halyna Hutchins sowie Regisseur Joel Souza. Während Joel überlebt, erliegt Halyna ihren schweren Verletzungen.

Jetzt spricht Alec Baldwin zum ersten Mal in voller Länge in aller Öffentlichkeit über diesen tragischen Moment. Selbst der Moderator wird dieses Interview später als „intensivstes“ Gespräch beschreiben, dass er seit 20 Jahren Karriere geführt hat. Der 63-jährige Schauspieler bricht immer wieder in Tränen aus und scheint sichtlich verzweifelt und am Boden zerstört zu sein. „Ich verstehe nicht, wie eine echte Patrone überhaupt ans Set geraten konnte und würde alles in meiner Macht stehende tun, um das Geschehene ungeschehen zu machen“, so Baldwin.

Dann fährt er fort: „Ich möchte sicherstellen, dass ich nicht als das Opfer rüberkomme, denn wir haben hier zwei Opfer. Wir alle gingen davon aus, dass die Waffe nicht mit scharfer Munition geladen war.“ Und dennoch war sie es. Doch wie es dazu kommen konnte, weiß keiner so genau – auch die Polizei nicht. Seit Wochen ermitteln Beamte, wer die Munition ans Set gebracht hat und wieso sie in der Waffe war. Bisher gibt es aber noch keine eindeutige Antwort darauf.

„Meine Karriere könnte am Ende sein“

Baldwin könne nicht mehr schlafen, er müsse andauernd an den schrecklichen Moment denken, wie er weiter erzählt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je wieder einen Film mache, in dem ich eine Waffe halten muss. Der Schuss verfolgt mich bis in meine Träume und ich finde kaum Schlaf. Ich höre den Knall einer Waffe und schrecke aus dem Schlaf hoch.“ Dann geht der Hollywoodstar auch auf seine zukünftige Karriere ein: „Meine Karriere könnte am Ende sein. Ich frage mich selbst: Will ich das noch, ist es das noch wert?“

In den letzten Wochen musste der Schauspieler viel einstecken. Zurecht – wie manche Menschen finden. In den sozialen Medien wird er regelmäßig als „kaltblütiger Mörder“ beschimpft. Ex US-Präsident Donald Trump nannte ihn „verrückt“ und auch Schauspielkollegen wie George Clooney werfen Baldwin indirekt vor, Schuld an der Tragödie zu sein. Doch wie sieht das der 63-Jährige? „Wenn ich mich verantwortlich fühlen wurde, hätte ich mich schon selbst umgebracht.“ Harte Worte eines einst sehr erfolgreichen und gefeierten Schauspielstars.

„Dachte, sie ist ohnmächtig“

In dem ABC-News-Interview beschreibt Baldwin auch den Moment, kurz bevor es zum Schuss kam. Die Szene wurde in einer kleinen Holzkirche am Set in Santa Fe, New Mexico gedreht. Kamerafrau Halyna Hutchins habe Baldwin angeleitet, die Waffe in bestimmte Positionen zu bringen – darunter auch in ihre Richtung, wie Baldwin erzählt. Hutchins wollte den besten Winkel für die Aufnahme erzielen, schildert der Schauspieler. Doch dann löste sich plötzlich ein Schuss aus der Waffe und Hutchins sackte in sich zusammen.

„Ich dachte erst, sie ist ohnmächtig“, sagt Baldwin. Er habe gar nicht verstanden, was passiert sei. Denn die ganze Zeit seien er und auch die Kamerafrau fest davon ausgegangen, dass der Revolver, der für die Probe benutzt wurde, gar keine Patronen enthalte. Ein Regieassistent habe ihm die Waffe zuvor übergeben und darauf hingewiesen, dass es sich dabei um eine sogenannte „Cold Gun“, also um eine Waffe ohne Munition handle. „Ich habe nicht abgedrückt“, stellt Baldwin klar. Er habe den Hahn der Pistole ein Stück zurückgezogen, wieder losgelassen und dabei habe sich dann ein Schuss gelöst.

Das Interview könnt ihr euch in mehreren Teilen hier ansehen:

Besonders schlimm sei laut Baldwin, dass nun eine ganze Familie zerstört sei. Mit bebender Stimme und kurz vor einem weiteren Tränenausbruch sagt der Schauspieler, dass Hutchins neun Jahre alter Sohn seine Mutter verloren hätte. „Ich habe selbst sechs Kinder. Wir können seine Mutter nicht zurückholen, es tut mir so leid“.