Gartentrends der Zukunft und die Rückkehr der Klassiker
Wer glaubt, der Garten sei ein Ort der Beständigkeit, der irrt gewaltig. Die Art und Weise, wie wir gärtnern, befindet sich im rasanten Wandel, getrieben durch den Klimawandel und neue Lebensgewohnheiten. Während britische Experten für 2026 bereits das Ende des klassischen Schnittblumenstraußes prophezeien und Gemüse auf den Wohnzimmertisch holen, rücken gleichzeitig bewährte Staudenklassiker wie der Phlox wieder in den Fokus, die mit ihrer Vielfalt fast jede Nische im heimischen Grün füllen können. Ein Blick auf die kommende Saison zeigt: Der Garten von morgen ist sowohl essbar als auch widerstandsfähig.
Das Gemüse erobert den Wohnzimmertisch
Die Royal Horticultural Society (RHS) wagt eine interessante Prognose für das Jahr 2026: Der dekorative Blumenstrauß könnte bald Konkurrenz bekommen, und zwar von essbaren Pflanzen. Es zeichnet sich ein Trend ab, bei dem Miniatur-Gemüsepflanzen wie Auberginen, Chilis, Paprika und Tomaten nicht mehr nur im Nutzgarten stehen, sondern als „Tischgemüse“ die Wohnräume schmücken. Züchter arbeiten intensiv an Zwergsorten, die optisch ansprechend sind und gleichzeitig den wöchentlichen Einkauf ergänzen.
Guy Barter, Chef-Gartenbauer der RHS, sieht hier einen wachsenden Markt. Diese kompakten Kultursorten sind pflegeleicht, sehen gut aus und liefern über Wochen hinweg frische Ernte. Besonders praktisch ist das für Menschen ohne großen Garten. Samen für diese Mini-Pflanzen, aber auch kleine Töpfe aus dem Gartencenter, ermöglichen es, selbst auf der Fensterbank oder im Frühbeet zu gärtnern, wo für große Gewächshauskulturen oft der Platz fehlt. Auch Kräuter im Topf bleiben ein Dauerbrenner, hier stiegen die Verkaufszahlen zuletzt deutlich an.
Anpassung an die Trockenheit
Doch der Wandel findet nicht nur drinnen statt. Die extrem trockenen Sommer der letzten Jahre, teils begleitet von strengen Bewässerungsverboten, haben bei Gärtnern ein Umdenken ausgelöst. Der Ruf nach trockenheitstoleranten Pflanzen wird lauter. Rosenzüchter reagieren darauf bereits mit Kreuzungen aus zentralasiatischen Sorten, wie der Rosa persica. Diese Pflanzen sind an bitterkalte Winter und extrem heiße Sommer gewöhnt und bringen eine neue Widerstandskraft in unsere Beete, die sie gegen Krankheiten und Dürre wappnet.
Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Drinnen und Draußen. Pflanzen, die früher rein als Zimmerpflanzen galten, wie die Grünlilie oder Tradescantia, finden den Weg in sommerliche Blumenampeln im Freien. Da wir uns auch hierzulande auf heißere Sommer einstellen müssen, gedeihen Gewächse wie Wandelröschen nun prächtig unter freiem Himmel.
Auch beim Wassermanagement wird experimentiert. Gärtner nutzen Regentonnen immer effizienter, etwa durch kleine Löcher für eine langsame Bewässerung des Bodens, um Platz für den nächsten Guss zu schaffen. High-Tech-Lösungen stehen ebenfalls vor der Tür: KI-gesteuerte Wassertanks, die sich basierend auf der Wettervorhersage selbst entleeren, könnten bald marktreif sein.
Die Renaissance der Flammenblume
Inmitten dieser innovativen Trends behauptet sich jedoch eine Pflanze, die schon lange in unseren Gärten heimisch ist und perfekt in das Konzept der Anpassungsfähigkeit passt: der Phlox. Nicht umsonst bedeutet das altgriechische Wort „Flamme“. Diese Staude, auch Flammenblume genannt, ist ein Inbegriff der Vielfalt und kann, je nach Art, vom Frühjahr bis zum Herbst blühen.
Gerade weil Gärtner heute genau auf den Standort achten müssen, bietet der Phlox für fast jede Ecke eine Lösung. Die Wuchshöhen variieren enorm zwischen 10 und 140 Zentimetern. Während niedrige Arten wie der Polster-, Wander- und Teppich-Phlox ideale Bodendecker für Steingärten oder Balkonkästen sind, machen sich hohe Sorten hervorragend im Staudenbeet oder im angesagten Präriegarten. Wichtig ist dabei, sich vor dem Kauf genau über die Ansprüche der jeweiligen Sorte zu informieren.
Farbenpracht fast das ganze Jahr
Wer geschickt pflanzt, hat fast durchgehend Farbe im Garten. Der Wald-Phlox macht im April den Anfang, gefolgt vom Polster-Phlox im Mai. Im Sommer übernehmen dann Wiesen- und der Hohe Phlox das Zepter, wobei späte Sorten wie der „Herbstwalzer“ bis in den September hinein blühen. Das Farbspektrum reicht von reinem Weiß über diverse Rosatöne bis hin zu Blau, oft begleitet von einem intensiven Duft.
Obwohl viele Arten einen sonnigen bis halbschattigen, luftigen Platz bevorzugen, gibt es Unterschiede in der Toleranz. Während manche Sorten Trockenheit gut wegstecken, reagiert der Hohe Phlox empfindlich auf pralle Sommersonne ohne Wasser. Ein nährstoffreicher, lockerer Boden ist hier die beste Basis. In trockenen Phasen, speziell im Frühjahr, sollte man daher zur Gießkanne greifen, um die Pracht zu erhalten.
Pflegeleicht und insektenfreundlich
Ein weiterer Pluspunkt, der den Phlox auch für den modernen, umweltbewussten Gärtner attraktiv macht, ist seine Beliebtheit bei Insekten. Die tiefen Blütenkelche ziehen Schmetterlinge und Bienen magisch an. Schnecken hingegen machen meist einen großen Bogen um die Stauden – eine Sorge weniger im Beet.
Die Pflege gestaltet sich dabei unkompliziert. Verblühtes kann man herausschneiden, um oft eine zweite Blüte anzuregen. Im zeitigen Frühjahr werden die abgestorbenen Stängel der hohen Arten bodennah entfernt. Eine große Düngerschlacht ist nicht nötig; etwas Kompost oder Hornspäne zum Saisonstart genügen völlig. Und wird der Phlox über die Jahre zu üppig, sticht man ihn im Spätherbst einfach ab, teilt ihn und pflanzt die Stücke an neuer Stelle wieder ein. So verbindet sich im Garten von heute die Tradition mit der notwendigen Anpassung an eine neue Zeit.